Hallo Lovie-Team,
Meine Freundin und ich sind seit einem halben Jahr zusammen und eigentlich sehr glücklich miteinander, aber ich habe ein Problem… Ich fühle mich manchmal in der Beziehung gefangen und vermisse meine anderen Aktivitäten. Ich bin normalerweise ein sehr aktiver Mensch, habe viele Hobbys, bin leidenschaftlich dabei meinen Master in Biologie abzuschließen, und habe auch Freunde, die mir viel bedeuten. Es ist wirklich nicht, dass ich meine Freundin nicht vermissen würde oder, dass sie mich stört. Das würde ich gerne unterstreichen: ich finde sie einfach wunderbar. Nur sind wir seitdem wir zusammen gekommen sind, immer zusammen – jede Stunde, jede Minute – und manchmal habe ich inzwischen das Bedürfnis kurz für mich alleine zu sein und mich in meinen anderen Tätigkeiten zu verlieren: bei dem Lesen von Biologie-Büchern, mit meinen Freunden, mich in meinen Hobbys verlieren und austoben. Ich weiß, aber nicht, wie ich ihr das sagen kann, ohne sie zu verletzen. Ich würde mir wirklich wünschen, dass sie das versteht und es uns nicht auseinander bringt, denn sie ist mir wirklich wichtig. Außerdem frage ich mich, ob das normal ist, dass ich das Bedürfnis habe oder, ob es ein Zeichen ist, dass ich sie nicht genug liebe?
Vielen Dank im Voraus und mit lieben Grüßen
Der sichere Hafen und das Erkundungsbedürfnis
Vielen Dank für deine wichtige Frage.
Erstmal möchten wir sagen, dass wir uns sehr für dich freuen, dass du eine Beziehung gefunden hast, in der du viel Liebe und Erfüllung findest!
Gerade am Anfang erfahren viele Menschen, dass sie sehr viel Zeit miteinander verbringen, dass man gar miteinander verschmilzt und jede Minute von jedem Tag miteinander verbringt. Man übernachtet vielleicht sogar bei der anderen Person im Wechsel und ist, falls man einmal räumlich getrennt ist, telefonisch im Kontakt. Man ist Feuer und Flamme und möchte den anderen immer sehen und spüren und bei ihm/ihr sein.
Ein ganz normales Erkundungsbedürfnis meldet sich
Es ist völlig normal, dass man irgendwann dann doch das Bedürfnis verspürt, etwas anderes zu machen, wo der Partner dann vielleicht nicht so viel mit zu tun hat. Dieser Moment wird bei jedem Paar irgendwann auftauchen. Wir würden dich da also gerne beruhigen, denn es bedeutet keineswegs, dass du deine Freundin „nicht genug liebst‟. Die leidenschaftlichsten Beziehungen kommen irgendwann an diesen Punkt und es ist völlig normal.
Was passiert ist, dass unser Bedürfnis sich weiter zu entwickeln sich irgendwann zu Wort meldet. Psychologen würden sagen, dass das ein ganz normales und wichtiges Bedürfnis in uns ist, uns zu entfalten und weiterzuentwickeln. Manche Aktivitäten geben uns einen „Flow‟ und wir können uns vielleicht in einem Hobby psychisch total fallen lassen und alles andere für einen Moment vergessen. Und es ist auch wichtig, dass wir uns entfalten und weiterentwickeln können – auch für unsere Beziehung ist das wichtig. Wir können eine ganz neue und eigene Energie mit in die Beziehung bringen, wenn wir erfüllt sind von unserer Arbeit oder unseren Hobbys.
Der sichere Hafen einer Beziehung führt zu einem stärkeren Erkundungsbedürfnis
Beziehungen haben das große Potenzial uns die psychische Ruhe und Erfülltheit zu geben um Eben genau dieses Bedürfnis zu fördern. Psychologen nennen das „den sicheren Hafen‟, manchmal auch „den sicheren Rückzugsort‟ oder „die sichere Oase‟. Das Beispiel eines Elternteils mit ihrem Kind helft dieses „sichere Hafen‟-Bild zu erklären. Psychologen haben festgestellt, dass Kinder je nachdem wie sicher ihre Beziehung mit ihren Eltern ist, unterschiedliche Spielverhaltensweisen aufzeigen. Ein Kind, das gelernt hat, dass seine Eltern für es da sind, wenn es sie braucht, ist viel spielfreudiger. Wenn ein Kind eine eher unsichere Beziehung mit den Eltern hat, ist es entweder ängstlicher oder distanzierter und zeigt nicht dasselbe Selbstbewusstsein und auch nicht denselben Drang zum Spielen. Denk daran: Wenn du verunsichert bist und dich eher ängstlich fühlst, hast du dann Lust zu spielen und zu erkunden? Wir brauchen die Sicherheit einer guten Beziehung – ob die unserer Eltern oder die eines Liebespartners – um die Ruhe und Freiheit zu spüren wirklich in unser Erkundungsbedürfnis zu kommen. Dann haben wir einen „sicheren Hafen‟ von dem wir ausfliegen, erkunden, und wieder zurückkehren können. Vielleicht ist dies einfach der Anfang eurer Beziehung, von dem aus ihr euch eurer Arbeit, euren Hobbys, euren Bedürfnissen widmen könnt und zu dem ihr, sobald das Bedürfnis für den Moment gestillt ist, wiederkehren könnt.
Mehr dazu, wie ihr eine sichere Beziehung aufbauen könnt und ein „sicherer Hafen‟ füreinander sein könnt hier: Beziehungen.
Wie sage ich meiner Partnerin, dass ich Zeit für mich brauche?
Nun zu einer bedeutenden Frage: Wie spricht man das am besten mit dem Partnerin an ohne sie zu verletzen? Wie findet man die richtigen Worte dazu? Bei manchen Partnern kommen dann ängstliche oder ärgerliche Gedanken oder Gefühle auf: „liebt er mich nicht so sehr? ‟, „habe ich irgendetwas falsch gemacht? ‟ . Natürlich wollen wir vermeiden, dass ihr dadurch in ein negatives Muster gelangt. Um negative Muster zu vermeiden, ist es hilfreich achtsam mit deinen Gefühlen und die deine Partnerin umzugehen. Manchmal, wenn wir mit Wut oder Frustration reagieren, wenn wir verletzt oder ängstlich sind, dann kritisieren wir unseren Partner oder klagen ihn an. Wenn das passiert ist es hilfreich in sich hinein zu hören und zu schauen, was liegt unter der Wut oder der Frustration? Wovor habe ich Angst? Was macht mich wütend? Dann kann man diese verletzlicheren Gefühle offenbaren und darüber reden – und den Partner von seinen Ängsten und Sorgen erlösen. Im Prinzip würden wir euch hier folgende Empfehlung geben. In Beziehungen werden oft Ängste getriggert, die im Rahmen sind von „ist meine Partner für mich da, wenn ich ihn brauche‟, „bin ich wichtig für meinen Partner?‟, „bin ich geliebt?‟, „kann ich darauf vertrauen, dass er da sein wird für mich?‟. Diese Ängste kann man minimieren, indem wir sie ansprechen und unseren Partner beruhigen, indem wir ihr emotional zeigen, dass sie wichtig ist, falls sie mit Angst oder Ängstlichkeit reagiert. Wenn der Partner weiß, dass er eine Priorität ist, dann macht so etwas keine große Angst mehr – oder der Partner wird mit der Zeit lernen, dass du immer wieder zurückkommst und sie tatsächlich eine wichtige Priorität ist.
Was einer unserer Autorinnen in genau dieser Situation geholfen hat, ist das Bedürfnis etwas alleine zu machen folgendermaßen anzusprechen. Zum Beispiel sagt sie ihrem Freund: „Schatz, ich habe Lust in den Park zu gehen und eine Weile für mich zu sein und zu lesen. Ist das okay für dich oder fühlst du dich dann etwas vernachlässigt?‟. Das öffnet das Tor für eine Unterhaltung über eventuelle Ängste, die bei deiner Partnerin auftauchen könnten und die du dann besprechen und beruhigen kannst. Oder sie bringt das Bedürfnis in Verbindung mit einem Wiedersehen, einem erneuten Treffen: „Schatz, ich habe wirklich Lust in den Park zu gehen und eine Weile für mich zu sein und zu lesen. Hast du Lust dich danach wieder mit mir zu treffen und mit mir Abendbrot zu essen?‟. Manchmal reicht das schon, um deiner Partnerin die Ängste zu nehmen. Am wichtigsten hierbei ist es immer offen zu sein für die Gefühle deiner Partnerin und diesen Raum in euren Unterhaltungen einzuräumen.
Wir sind uns sicher, dass du das klasse meistern wirst und drücken dir unsere Daumen.
Dein Lovie-Team
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