Emotions­fokussierte Einzeltherapie (EFIT)



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„Gesundheit ist, in der Lage zu sein, sich voll und ganz auf aktuelle Moment-zu-Moment-Erfahrungen einzulassen und diese Erfahrungen zu nutzen, um aktive Entscheidungen zu treffen, wie man das Selbst definiert und sich auf andere bezieht.“
Sue Johnson, 2019

Die Emotionsfokussierte Therapie (EFT) wird mit Paaren, Einzelpersonen sowie Familien durchgeführt. Sie wurde von Dr. Susan Johnson entwickelt und integriert die aktuellsten Erkenntnisse aus der Bindungs- und Emotionsforschung.

In Kanada, den USA und einigen europäischen Ländern (z. B. den Niederlanden) gehört EFT in der Paartherapie bereits zu den am meisten angewandten Formen der Paartherapie, und die Arbeit mit Einzelpersonen ist bereits von Beginn an ebenso Teil der Paararbeit. Aufgrund des Erfolges wächst der Bereich Emotionsfokussierte Therapie für Individuen (EFIT) zunehmend.

Die Bindungsforschung zeigt uns, dass unsere psychische und physische Gesundheit mit unserer Fähigkeit, sichere Bindung zu erleben sowie zu gestalten, einhergeht. Sichere Bindung macht es möglich, durch unsere Beziehungen effektiv unsere Emotionen zu regulieren. In Kontakt mit Bindungsfiguren können wir unsere Emotionen durchleben und sie verarbeiten, anstatt sie reaktiv zu verstärken oder zu unterdrücken. Das empathische Zuhören schafft Schutz für die heimatlosen Anteile in uns. Das, was von uns selbst und anderen geleugnet, ungeliebt, abgewertet wurde. Was verborgen ist.

Flexible Reaktionsfähigkeit und emotionale Zugänglichkeit und Engagement (ARE) sind wichtige Bestandteilen einer psychischen Gesundheit.

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Zyklus der effektiven Emotionsregulation

In der Emotionsfokussierten Einzeltherapie geht es darum, negative Muster bezogen auf wichtige Bindungspersonen heute und früher zu identifizieren und Kontakt zu den damit verbundenen, meist verletzlichen Emotionen und (unerfüllten) Bindungsbedürfnissen zu bekommen. Fokussiert wird also auf zwischenmenschliche Beziehungen als Bühne, auf der individuelle Probleme zum Ausdruck gebracht und verstärkt werden. Der Bindungsbedeutung in Geschichten über Situationen der Vernachlässigung, des Missbrauchs, der Ablehnung und des Verlassenwerdens sind zentral.

In solchen Situationen kann es für uns notwendig gewesen sein, Emotionen zu verdrängen oder zu verstärken. Diese Überlebensstrategien zur Regulierung von Emotionen können zu festgefahrenen Muster werden und körperliche Krankheit, Depression, Sucht, Angst / Panik, Beziehungsschwierigkeiten, Karriereprobleme, Zwangsstörung und generalisierte Angststörung mitverursachen. Was uns geschützt hat, kann zu unserem Gefängnis werden.

„Die EFIT-Therapeut*in vertritt die Auffassung, dass wir im Leben das tun, was wir kennen, um uns durch die Nacht zu bringen, und dann ironischerweise oft im Licht des Tages in diesen eingeschränkten Strategien und Perspektiven stecken bleiben.“
Sue Johnson, 2019
Im Rahmen der Einzelarbeit werden neue Erfahrungen kreiert, entweder durch den Dialog mit imaginierten Bindungspersonen, mit Selbstanteilen oder auch mit der Therapeut*in selbst. Obwohl es Einzeltherapie ist, sind die Begegnungen immer dyadisch. Festgefahrene negative Muster machen durch neue emotionale Erfahrungen Raum für positive Muster, die effektive Emotionsregulation ermöglichen.
„Das Wiedererleben alter Schwierigkeiten bei der Gestaltung neuer Ausgänge, sowohl auf intrapsychischer als auch auf zwischenmenschlicher Ebene, kann das Geheimnis aller signifikanten Änderungen in der Therapie sein.“
Alexander und Französisch, 1946

Neben dem Bindungsansatz und der systemischen Ausrichtung ist das Besondere an der Emotionsfokussierten Therapie, dass sie die Arbeit mit Emotionen im Hier-und-Jetzt als wichtigste Triebkraft therapeutischer Veränderung nutzt. Indem die Klient*in im Rahmen einer sicheren Umgebung eine Verbindung zu ihren (Bindungs-)Emotionen schafft, sich diese erschließt, integriert und zulässt, werden Veränderungen im Selbst- und Fremdbild sowie im eigenen Handeln möglich.

EFIT hilft Einzelpersonen dabei, mehr Fähigkeiten zu entwickeln, um sichere Bindungen erleben zu können, zu gestalten und zu erhalten. Fokussiert wird auf individuellen Wachstum und eine optimale Entwicklung der Persönlichkeit, worin effektive Abhängigkeit zum Lieblingsmenschen eine wichtige Rolle einnimmt. Symptomreduktion, die Linderung der Symptome, ist sekundär.

EFIT hat sich insbesondere auch bei der Arbeit mit Angststörungen und Depression bewährt.

EFIT ist kein Wundermittel. Nicht alle psychischen Probleme sind mit EFIT heilbar. Manchmal sind medizinische Interventionen, Stabilisierungsmaßnahmen oder zusätzliche Behandlung z. B. bei Drogenabhängigkeit oder für die Entwicklung von Selbstreflexionsfähigkeiten und Eigenverantwortung notwendig. Wenn das Problem in der Paarbeziehung oder der Familie liegt, ist es notwendig, den Partner oder Familienmitglieder einzuladen.
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Im deutschsprachigen Raum wird die Arbeit mit Einzelklienten (EFIT) hauptsächlich eingesetzt als Unterstützung von Paarprozesse. Zu Beginn einer Paartherapie sehen EFT-Therapeuten beide Partner im Einzelgespräch. Auch im Laufe des Paarprozesses, beispielsweise wenn der Prozess blockiert, oder Partner sich gegenseitig zu sehr triggern, können Einzelsitzungen hilfreich sein und eingeflochten werden. Darüber wird die EFIT, die ein vielversprechender Ansatz ist, zur Zeit in der internationalen EFT-Therapeuten-Community und durch ICEEFT (International Centre for Excellence in Emotionally Focused Therapy) weiterentwickelt. Insbesondere in den USA und Kanada wird die EFT für Einzelklienten angewandt, die u.a. mit Depressionen, Angstzuständen und posttraumatischen Belastungsstörungen zu tun haben. Wissenschaftliche Studien hierzu laufen ebenso bereits.

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