Jedes Mal schwerer, sich wieder auf das Leben zu Zweit einzulassen.

Meine Frau und ich befinden uns seit Wochen in einer Situation mit derzeit ungewissem Ausgang. Im Laufe der Zeit haben wir den Blick füreinander verloren und uns auseinander gelebt. Leider nicht das erste Mal.

Sie empfindet derzeit nicht mehr als nur Freundschaft für mich. Durch mein bisheriges Verhalten und vorige Enttäuschungen fällt es ihr jedes Mal schwerer, sich wieder auf das Leben zu Zweit einzulassen.

Hinzu kommt die schwierige Situation, dass sie solche Dinge grundsätzlich lieber mit sich alleine ausmacht, als mit mir offen darüber zu reden. Da sie selbst ein Trennungskind ist,  fällt ihr die Entscheidung für oder gegen eine gemeinsame Zukunft natürlich noch schwerer.

Unser Alltag läuft weiterhin super. Wir verstehen uns hervorragend, führen seit einigen  Wochen auch wieder mehr Gespräche miteinander und ich schenke ihr und den Kindern deutlich mehr Zeit und Aufmerksamkeit, als ich es bisher getan habe.

Ich möchte ihr die Zeit geben, die sie braucht um sich zu entscheiden, würde aber auch sehr gerne offen mit ihr über die Gefühle, Ängste, Sorgen und mögliche Wege sprechen. Sie blockt jedoch stets ab.

Welcher Weg wäre geeignet, um sie langsam und feinfühlig auf solche Gespräche vorzubereiten und auch langfristig möglich zu machen? Die Kommunikation über WhatsApp fällt ihr deutlich leichter. Aber auf Dauer sicher keine Lösung für unsere Probleme. Aber auch hier hat sie vor fast 10 Tagen erwähnt, dass sie nicht reden will. Ich fühle mich schlicht hilflos und verzweifelt.

  • 11 Jahre Beziehung, seit 8 Jahren verheiratet
  • 3 gemeinsame Kinder
  • Die Trennung steht im Raum

Schlicht hilflos und verzweifelt

Es muss sehr schwer für euch beide sein und es ist wirklich gut nachzuvollziehen, dass du dich nach 11 Jahren schlicht hilflos und verzweifelt fühlst. Wie du es beschreibst, hört es sich an, als wenn ihr euch in einer Protestpolka verfangen habt, worin du mehr Gefühlen teilen und Wärme und Verbundenheit erfahren möchtest, aber dein Verhalten und vielleicht sogar die Art, wie du Gespräche führst, es für deine Frau schwierig macht auf dein Bedürfnis einzugehen. Sie zieht sich zurück, um sich zu schützen, noch mehr Schmerz vorzubeugen und vielleicht auch aus Angst, dass ihr euch vor euren Kindern streitet.

Dein Anteil in eure Protestpolka

Der erste Schritt für dich würde sein, herauszufinden, warum du deine Frau enttäuschst und dich so verhältst, dass es ihr immer schwerer fällt, sich wieder auf das Leben zu Zweit einzulassen. Wie ergibt dein Verhalten Sinn? Will vielleicht ein Teil in dir Gemeinsamkeit und Verbundenheit, aber ein anderer Selbstanteil etwas ganz anderes?

Es ist hilfreich, dich selbst neugierig zu hinterfragen…

  • nach deinen empfindlichen Punkten,
  • ob du einen unsicheren Bindungsstil hast,
  • oder vielleicht sogar traumatische Erfahrungen, die dafür sorgen, dass du, ohne dass es notwendig ist, dich schützt.  Oft löst so eine Schutzstrategie genau das aus, wovor du dich eigentlich schützen möchtest. Oft werden Schutzstrategien, die wir in der Kindheit lernen mussten, in unserem Erwachsenenleben zu unserem Gefängnis.

Die Sachen, die dir auffallen, kannst du dann auf deiner Spalte in das Worksheet zum negativen Muster einfüllen. Wenn dir das schwerfällt, kann es eine Hilfestellung sein, einen guten Freund / Geschwister aufzusuchen, die dich gut kennen und die sich trauen, dir ihre ehrliche Meinung zu sagen. Eine andere Möglichkeit ist, Einzelsitzungen als Unterstützung zu nehmen.

Der Anteil deiner Frau in eure Protestpolka

Bei der Spalte im Worksheet für deine Frau kannst du „Dinge grundsätzlich lieber mit mir alleine ausmachen“ ganz oben bei „Wie ich mich verhalte…“ einfüllen. Das Übrige bleibt erst mal leer; das kann deiner Frau später ausfüllen, wenn sie dazu bereit ist.

Erkennen, stoppen und umlenken

Der zweite Schritt ist, deine Frau zu einem offenen Gespräch über deinen Anteil in eurem negativen Muster einzuladen. Hoffentlich öffnet das die Tür, um…

Falls es euch zurzeit zur Zweit zu schwerfällt, oder ihr im Prozess steckenbleibt, wäre es gut, eine Paartherapeut*in aufzusuchen, die einen sicheren Raum für eure Gespräche kreieren und euch durch den Prozess begleiten kann.

Wir wünschen dir und euch viel Erfolg beim Kämpfen gegen die negativen Muster zwischen euch!

Liebe Grüße

Lovie

Hat dir der Beitrag gefallen?

Diese Frage teilen